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Die Galápagos Inseln   
© Volker Feser

Von Guayaquil aus tauchen sie nach eineinviertel Flugstunden ganz unversehens aus dem tiefblauen Ozean auf: Die verwunschenen Inseln, die verzauberten Inseln, die bezaubernden Inseln. Tropische Traumwelt, Paradies auf Erden, Arche Noah im Pazifik, Gottes Werkstatt, Musterbeispiel der Evolution oder Fantastisches Laboratorium der Natur, lauten die vielen anderen berauschenden Beinamen für das exotische Galápagos-Archipel, daß für die gesamte ekuadorianische Tourismus-Industrie weltweit zur magischen Formel ständig steigender Besucherzahlen wurde.

Lage und Größe
Fast 1.000 Kilometer westlich vom ekuadorianischen Festland, bzw. 1.200 km südwestlich von Panamá und Costa Rica, liegen die 70 Inseln, Eilande, und aus dem Wasser ragenden Vulkanfelsen des Galápagos-Archipels. Isabela, mit 4.588 Quadratkilometern die weitaus größte Insel unter ihnen, nimmt dabei mehr als die Hälfte der Gesamtfläche in Anspruch.

Es folgen Santa Cruz (986 qkm), Fernandina (642 qkm), Santiago (585 qkm), San Cristóbal (558 qkm), Floreana (173 qkm) und Marchena (115 qkm). Die Gesamtoberfläche des Archipels beträgt etwas über 8.000 qkm. Zu den kleinsten Eilanden mit einer Fläche von 1 bis 5 qkm gehören Rábida, Seymour, Wolf, Bartolomé, Tortuga und Darwin.

Auf einer Achse von West nach Ost gezogen, streckt sich das Inselreich auf über 320 km hin. Die Äquatorlinie verläuft genau durch den Vulkankrater Wolf im nördlichen Teil der Isabela-Insel. Dieser stellt mit 1.707m Höhe auch die höchste Erhebung auf Galápagos dar.

Die Entstehungsgeschichte des Archipels
Wie viele andere vulkanische Inselketten im pazifischen Raum sind auch die Galápagos-Inseln ozeanischer Abstammung. “Ozeanisch” bedeutet in diesem Falle das Gegenteil von “kontinental”, d. h. die Inseln haben im Verlauf ihrer Entstehungsgeschichte keinerlei Verbindung zum Festland gehabt oder sind durch Abdriften daraus hervorgegangen. Sie wurden ganz unabhängig von den geologischen Ereignissen auf dem südamerikanischen Kontinent aus der Tiefe des Meeres bis an die Wasseroberfläche hochgeliftet, bzw. sind durch einen heißen Magma-Ausstoß aus dem Erdinnern entstanden. Ähnlich den Hawaii-Inseln sind die Galápagos-Inseln noch sehr jung, und nachwievor am “wachsen”!

Die geologische Struktur der Erde ist mit einem Pfirsich zu vergleichen. Der harte innere Kern (Erdkern) ist von einem weichen Fruchtfleisch (Erdmantel o. a. Magma) umgeben. Dieser zähflüssige Erdmantel wird von einer dünnen äußeren Schale zusammengehalten, der “Pfirsichhaut” (oder besser Erdkruste). Diese äußere Kruste der Erde ist in zwölf große Platten unterteilt, die sich wie ein bewegliches kugelförmiges Mosaik ständig aneinanderreiben, aufeinanderstossen, gegenseitig auffalten und untereinander abtauchen, während sie auf dem zähflüssigen Erdmantel “umherschwimmen”.

 

Die fortlaufenden Bewegungen dieser aufeinandertreffenden Platten führen schließlich zu Erdbeben und Vulkanausbrüchen. Ursache dieser tektonischen Plattenbewegungen sind bestimmte Strömungen und Gegenströmungen innerhalb des Erdmantels, welche die Erdkruste an einer Stelle zermahlen, und zum Ausgleich an einer anderen Stelle neu formen.

Die Galápagos-Inseln befinden sich auf der nördlichen Kante der sogenannten Nazca-Platte. Diese Platte bewegt sich langsam in Richtung Osten auf die Südamerikanische Platte zu - bei einem alljährlichen Rhythmus von etwa neun Zentimetern. Die Südamerikanische Platte, auf der sich auch der gleichnamige Kontinent befindet, bewegt sich hingegen westwärts, mit einer Geschwindigkeit von etwa fünf Zentimetern pro Jahr. Diese beiden Platten stoßen westlich der südamerikanischen Pazifikküste in einer Art Zeitlupen-Kollision aufeinander. Entlang dieser Zone, wo die leichtere Nazca-Platte unter die schwerere Südamerikanische Platte abtaucht (bzw. von ihr “verschluckt” o. a. subduziert wird), hat sich nicht nur ein tiefer Meeresgraben gebildet, sondern durch das fortdauernde Hochdrücken der Kontinentalplatte auch die gewaltige Andenkette herausgefaltet.

Etwas weiter nördlich von Galápagos ist auch die Cocos-Platte, welche schließlich unter die Karibische Platte abtaucht. Die Inseln befinden sich also genau im Grenzbereich dieser drei Platten. Das allmähliche Wegdriften der Nazca-Platte - und damit auch des Galápagos-Archipels - erklärt zwar die Auffaltungen des Meeres- und Festlandbodens, aber noch nicht die vulkanische Tätigkeit der Inseln.

Unter den Galápagos-Inseln befindet sich ein Punkt, der von Geologen als “Hot Spot” bezeichnet wird. Ein Hot Spot ist eine Zone heißer aufsteigender Magma im unteren Erdmantelbereich, die sich schlußendlich wie eine feuerspeihende Fontäne durch die harte Erdkruste hindurchsticht. Dieser “Heiße Fleck” hat an dieser Stelle eine unterseeische Plattform gebildet (wie eine Hitzeblase), aus der sich die vereinzelten Galápagos-Vulkane erheben. Sie sind nichts weiter als die “Ventile” dieses unterirdischen Hot Spots. Dort wo einer dieser Vulkankegel aus dem Ozean herausragt, entsteht eine neue Insel. Im Falle der Isabela-Insel waren dies einstmals fünf separate Vulkane, die aufgrund anhaltender Eruptionen und Lavaausflüsse zu einer großen Landmasse zusammengeschmolzen sind.

Da dieser Hot Spot jedoch stationär ist (d. h. er verbleibt immer an der gleichen Stelle), während die Nazca-Platte gleichzeitig aber dem Kontinent zudriftet, sind die Galápagos-Inseln altermäßig von Ost nach West einzuteilen. Die ältesten Inseln sind demnach die am östlichsten gelegenen Española und San Cristóbal (über 3 Millionen Jahre), während die jüngsten auch die vulkanisch aktivsten sind: Fernandina und Isabela (etwa 700.000 Jahre).

Das gegenwärtige Archipel erhebt sich demzufolge in zwei unterschiedlichen Formen aus dem Wasser. Die runden Vulkankegel sind das Ergebnis dieses feststehenden Hot Spots, während die abgeflachten Blockhügel das Ergebnis der Nazca-Plattenbewegung sind, welche den Meeresboden teils bis über die Wasseroberfläche aufgefaltet hat. Einige der Inseln sind in dem Zusammenhang durch eine Kombination dieser beiden urgewaltigen Entstehungskräfte geformt worden.

Neuere geologische Erkenntnisse haben den Beweis erbracht, daß es weiter östlich der Inseln einmal eine Art “Proto-Galápagos” gegeben haben muß (vor über neun Millionen Jahren). Diese Vorläufer der heutigen Inseln sind zwischenzeitlich längst wieder erosioniert und im Meer verschwunden. Sie lagen dem Kontinent weitaus näher als die heutigen Inseln und können dadurch auch ganz neue Aufschlüsse über die Evolutionstheorie geben. Die Tierwelt mußte schlußendlich gar keinen so weiten Weg zurücklegen um auf das Archipel zu gelangen. Zumindest nicht wie anfangs vermutet. Dieses Proto-Archipel lag gerademal 300 - 400 Kilometer westlich vom Kontinent. Das erklärt auch warum es auf Galápagos Tiere und Pflanzen gibt, die aufgrund ihrer endemischen Entwicklungsstufe ein Alter durchlaufen haben müssen, daß das Alter der heutigen Inseln bei weitem übersteigt. Die insulare Evolution der Flora und Fauna hatte daher eine viel größere Zeitspanne zur Verfügung als bisher angenommen, und das Rätsel um den vielfach beschleunigten Evolutionsprozess könnte somit als gelöst betrachtet werden. Siehe dazu auch unter “Evolution”!


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